Jahrelang dachte ich, ich wäre nicht schön und schlank genug für einen Besuch im Swingerclub. Dann fand ich heraus, was wirklich hinter dieser Ausrede steckt. Wie die Angst vor Ablehnung dich davon abhält, deine Fantasie vom Swingerclub Besuch zu verwirklichen – und wie du sie bewältigen kannst!


Vor meinem ersten Mal im Swingerclub habe ich alle Infos übers Swingen verschlungen, die ich finden konnte. Auf den Seiten von Swingerclubs wie dem Lillith oder Schloss Milkersdorf las ich mir die Partybeschreibungen durch und stellte mir vor, wie es wäre, an Silvester mit meinem Partner zum ersten Mal in einen Swingerclub zu gehen. 

Aber es ist ähnlich wie mit dem Sport anzufangen. In bestimmten Momenten ist die Motivation groß. Man malt sich das neue Leben mit sportlicher Figur in den buntesten Farben aus. Wie leicht es sich anfühlen würde und welche schönen neuen Kleidungsstücke man dann tragen könnte. Dann schiebt man sich eine Pizza in den Ofen und nimmt sich ganz fest vor, morgen ganz sicher damit anzufangen.

Je länger man wartet, desto mehr Bedenken tauchen auf. Sport ist schließlich unbequem. Man muss früh aufstehen. Man wird schwitzen und es wird am Anfang echt schwerfallen. Überhaupt hat man doch eh so viel Stress, ist einfach gerade ein blöder Zeitpunkt.

Und so gehen die Jahre ins Land, und nichts verändert sich. Genauso zuverlässig verließ mich der Elan, endlich das Swingen auszuprobieren. Stattdessen hatte ich immer dringende Ausreden, warum es gerade ein ganz schlechter Zeitpunkt war (du erinnerst dich: zu dick, zu unsportlich, zu unattraktiv…).

Hinter Ausreden versteckt sich oft die Angst vor der Ablehnung

Meine häufigste Ausrede war: Ich muss erst abnehmen. 

Superpraktisch, denn damit konnte ich das Projekt Swingerclub weiter auf die lange Bank schieben. Natürlich fühlte ich mich nie sportlich schön genug, um endlich in den Swingerclub zu gehen.

Angst vor Ablehnung und wie Männer und Frauen sie bewältigen können

Rückblickend weiß ich: nicht die Faulheit in Bezug auf den Sport hinderte mich daran, endlich schön genug für den Swingerclub zu werden. Überhaupt war das ganze Thema Körper und Aussehen nur vorgeschoben. Schließlich weiß ich mittlerweile, dass im Swingerclub keine Supermodels rumlaufen, sondern die Gäste ganz normale Menschen sind.

Und hinter meiner Ausrede lag eigentlich etwas ganz anderes. Die Angst vor der Ablehnung. 

Die Angst vor Ablehnung und ihre Ursachen

Diese Angst hatte bei mir viele Facetten, die dir vielleicht auch bekannt vorkommen:

Angst, nicht gut genug zu sein.

Angst, nicht attraktiv genug zu sein.

Angst, mich zu blamieren.

Angst, nicht dazuzugehören.

Angst vor den Konsequenzen in der Beziehung.

Angst vor unangenehmen Gefühlen.

Angst davor Nein zu sagen.

Angst beim Gedanken daran, vielleicht überfordert zu sein.

Lass mich eins betonen: Ängste sind wichtig! Immerhin bewahren sie uns davor, fröhlich hüpfend über eine mehrspurige Schnellstraße zu rennen oder von einem hohen Felsen in einen Abgrund zu stürzen.

Aber manchmal verselbständigt sich die Angst und lähmt uns auch dann, wenn eigentlich gar kein Abgrund in der Nähe ist.

Der Ursprung unserer Ängste

All unsere Ängste haben ihren Ursprung in unserer persönlichen Biographie. Für jede Angst gibt es einen guten Grund. Manche haben wir schon von unseren Eltern übernommen, andere ganz allein gelernt.

Vielleicht wurden wir mal von Mitschülern wegen unseres albernen Pullis oder wegen unserer Zahnspange ausgelacht. Die Psyche legt sich dann einen Schutzmechanismus zu, der dir rät: zeig dich lieber nicht zu sehr, bleib schön im Hintergrund, damit sowas nicht mehr passiert. 

Ängste beruhen auf Annahmen und Vermutungen, die nicht immer stimmen

Gleichzeitig berauben wir uns damit aber der Möglichkeit, neue Erfahrungen zu sammeln. Denn du bist nicht mehr das Mädchen mit dem doofen Pulli und der Zahnspange. Was wäre, wenn heute alles ganz anders ausgeht?

angst vor ablehnung überwinden

Oder, um wieder zum Beispiel Swingerclub zu kommen: Du hast im Grunde genommen keine Ahnung, wie es im Swingerclub sein wird und wie die Leute dort dir begegnen. 

Was wäre, wenn dein Besuch im Swingerclub ganz anders wird, als du glaubst? Nämlich schön und lustig und kurzweilig, und am Ende der Nacht gehst du beschwingt und mit einem zufriedenen Grinsen im Gesicht nach Hause. 

Mut, Substantiv, maskulin [der]

= Fähigkeit, in einer gefährlichen, riskanten Situation seine Angst zu überwinden

Duden

So kannst du die Angst vor Ablehnung überwinden

● Wäge Aufwand und Nutzen ab

Was hast du zu verlieren? Was kannst du gewinnen? Es geht nur um einen einzigen Abend im Swingerclub. Niemand erwartet, dass du eine Mitgliedschaft auf Lebenszeit abschließt (genaugenommen gibt es gar keine Mitgliedschaften im Swingerclub, man kann einfach kommen). Nach diesem einen Abend kannst du neu entscheiden, ob du es dabei belässt, oder ob der Abend nach einer Wiederholung schreit. Was gibt es zu verlieren? Ein mittelmäßiges Sexleben ohne Höhen? Langeweile im Bett? Den Zweifel und das Pläne wälzen und die Schuldgefühle, wenn du dich wieder nicht getraut hast? Eigentlich kannst du darauf gut verzichten, oder?

● Mal dir deine Zukunft aus

Was wäre stattdessen, wenn du dich das erste Mal in den Swingerclub traust – und es bei dir einschlägt wie eine Bombe? Wenn du dort endlich einen Ort findest, an dem du sexuelle Fantasien ausleben kannst? An dem du gleichgesinnte, offene Menschen triffst? Aufgeschlossene Menschen, mit denen du auch mal über Sex reden kannst, ohne dass sie beschämt das Thema wechseln? Wenn du Sexpartner findest, die deine Vorlieben teilen? Mal dir dein schönes neues Leben in allen Facetten aus.

● Stell dir vor, du wärst selbstbewusst

Unsere Körperhaltung beeinflusst maßgeblich, wie wir uns fühlen. Wer immer gebeugt durchs Leben geht, hat nicht viel zu lachen. Richte deine Wirbelsäule auf, heb den Kopf, schau nach vorne statt auf deine Füße. Stell dir vor wie es sich anfühlen muss, Selbstsicherheit auszustrahlen. Und dann: fake it till you make it. Was würde die mutigere Version deiner selbst machen? Natürlich endlich in den gottverdammten Swingerclub fahren!

Erlaube dir Fehler

Gehörst du auch zu Männern oder Frauen, die aus Angst vor Ablehnung immer alles richtig machen wollen und sich in Grund und Boden schämen, wenn mal was schief läuft? Versuch etwas nachsichtiger mit dir selbst zu sein. Wenn man Neues probiert, ist es nur natürlich, wenn Fehler passieren. Dann ist noch nichts Schlimmes passiert. Fehler lassen sich korrigieren und beim nächsten Mal machst du es anders oder sogar besser. So funktioniert eben Lernen!

● Nimm Ablehnung nicht zu persönlich

Natürlich kann es dir passieren, dass du im Swingerclub Ablehnung erfährst. Es ist sogar äußerst wahrscheinlich, dass nicht alle im Club anwesenden Damen und Herren mit dir intim werden wollen. Der Vorteil im Swingerclub ist, dass Ablehnung in der Regel dezent und höflich rüberkommt. Wenn du also auf deinen Annäherungsversuch ein “Danke, aber Nein Danke” zurückbekommst, analysiere nicht sofort die Gründe. Halte dich einfach nicht weiter damit auf. Richte deine Aufmerksamkeit nach vorne und schau dich unter den anderen Anwesenden um. Früher oder später wird jemand dabei sein, der deine Avancen erwidert.

Die Angst vor dem Unbekannten bewältigen? Lerne das Unbekannte kennen!

Mut bedeutet nicht, niemals ängstlich zu sein. Sondern das Ungewisse in einer Situation wahrzunehmen, Angst zu haben – und es dann trotzdem zu tun.

Es ist völlig natürlich, vor dem ersten Mal im Swingerclub Angst zu haben. Du weißt schließlich nicht genau, was auf dich zukommt.

Dich auf meinem Blog vorzubereiten und zu informieren, ist schon mal eine super Sache! Jetzt hast du eine Vorstellung von den Ursachen deiner Angst vor Ablehnung und hast Tipps bekommen, wie du sie überwinden kannst. Auch mein Buch Die Swinger-Bibel liefert dir viele nützliche Informationen, was im Swingerclub passiert und wie man sich dort verhält.

Aber am Ende hilft eines am besten gegen die Angst: einfach machen.

Angst vor Ablehnung besiegen

Zusammenfassung: Trotz der Angst vor Ablehnung in den Swingerclub gehen und eigene Erfahrungen sammeln

Ich kann es nicht oft genug betonen: Es ist okay, wenn du Angst hast. Es ist okay, wenn du denkst, das ist alles viel zu krass und zu viel und zu unbekannt. Du musst dich für deine Angst nicht schämen. Und es geht auch nicht darum, deine Angst komplett loszuwerden.

Auch ich selbst habe als echt Swingerclub-erfahrene Frau noch heute ab und zu Angst vor einem Abend. Dann kommen wieder die alten Zweifel hoch: Bin ich begehrenswert genug? Was wenn ich auf meinen hohen Absätzen umknicke? Oder niemanden dort kenne? Was, wenn mich keiner mag?

Dann atme ich einmal tief durch und sage ich mir: lass es uns rausfinden!


Photos: Tim Mossholder, Ernest Brillo, Ryan McGuire, Sammy Vasquez