Nur selten sind mir im Swingerclub bisher Menschen mit Behinderung begegnet. Natürlich hab ich mich schon gefragt, warum das so ist. Und als erstes fiel mir die Barrierefreiheit im Swingerclub auf. Oder besser ihr Fehlen. Als körperlich normal befähigter Mensch war ich mir aber unsicher, wie ich das Thema hier im Blog aufgreifen könnte.

Deshalb freue ich mich umso mehr, über Facebook Chris kennenzulernen. Chris ist nicht nur bekennender Nerd, Booklover und ein waschechtes Münchner Kindl. Chris ist auch pansexuell, BDSM-ler und an Tantra interessiert. Und er sitzt im Rollstuhl. Auf seinem Blog www.sexabled.de schreibt er über Sexualität und Behinderung. Über BDSM und Sexualbegleitung. Oder beantwortet ganz praktische Fragen: wie ist das eigentlich mit Sex und Blasenkatheter?

Und warum so viel Offenheit? Deshalb:

Der Blog soll einerseits Vorurteile von gesunden Menschen brechen und ihnen zeigen, dass behinderte Menschen trotz allem immer noch Menschen sind, die in der Regel dieselben Bedürfnisse haben wie gesunde Menschen. Andererseits soll er Menschen mit einem Handicap dazu ermutigen, den eigenen Körper und die eigene Sexualität zu erkunden. Ihnen Anregungen für individuelle Lösungen ihrer Probleme geben. Und ihnen auch zeigen, dass zwischen gesunden und behinderten Menschen auf diesem Gebiet kein unüberwindbarer Graben besteht.

Chris in “Was geht denn hier ab? Über sexabled.de

Barrierefreiheit im Swingerclub – eine Seltenheit

Das Thema Swingerclub ist ja eins der Kernthemen auf meinem Blog. Deshalb kamen wir im Facebook Chat auch schnell zum Punkt. Denn Chris würde gerne mal einen Swingerclub besuchen.

Damit traf er ein Thema, über das ich mir bereits Gedanken gemacht hatte. Ich kenne persönlich keinen einzigen Swingerclub, der ohne Stufen zugänglich wäre. Und das ist ja erst der Anfang der Barrierefreiheit. Von Türen, Toiletten oder gar Spielwiesen und der Lesbarkeit der Homepage ganz zu schweigen.

Swingen mit Behinderung – was sagen die Clubs?

Damit Menschen mit Behinderung tatsächlich Integration finden, müssen wir erstmal ein Bewusstsein schaffen. Für all die Schwierigkeiten und Stolperfallen, die auf dem Weg zur Lust auftauchen können. Deshalb hat Chris 11 Swingerclubs und 3 Pornokinos in und um München angeschrieben und um Informationen zur Barrierefreiheit gebeten. Das Ergebnis ist enttäuschend. Aber nicht wegen der Zugangsschwierigkeiten, sondern vor allem wegen mangelnder Auskunftsbereitschaft seitens der Betreiber.

Immerhin, ganze 3 Clubs haben geantwortet. Und sich laut Chris wirklich mit seiner Anfrage beschäftigt und sich Zeit für die Antwort genommen. Das Wichtigste zuerst: Menschen mit Behinderung sind dort grundsätzlich willkommen. Da alle Clubs Treppen haben, wird es mit Rollstuhl aber schwierig werden. Ohne Rollstuhl und wenn nötig mit Begleitperson (was ja als Swingerclub-Anfänger eh nicht schadet) sollte es klappen!

Die Bild-Beschreibung für Menschen mit Sehbehinderung sagt zu diesem Bild: “Ein Letterboard mit dem Text Lets Talk about Barrierefreiheit im Swingerclub steht auf hellem Parkett, daneben ein Sitzkissen und ein paar nackte Füße, die ins Bild ragen.”

Der Lillith Swingerclub ist wie immer vorne mit dabei – wenn auch nicht barrierefrei

Ich freue mich natürlich besonders, dass einer der 3 Clubs mein Lieblings-Swingerclub Lillith ist. Das bestätigt meine Erfahrung, wie wertschätzend, offen und hilfsbereit man dort mit neuen Gästen umgeht.

Welche 3 Fragen hat Chris den Clubbetreibern gestellt? Und was haben sie geantwortet? Das kannst du im Detail in Chris’ Blogartikel nachlesen: Handicap-Passion – Erotische Etablissements und das Thema Barrierefreiheit.

Barrierefreiheit – mehr als Rampen, Blindenschrift oder Behindertentoiletten

Der Vollständigkeit halber möchte ich noch darauf eingehen, dass Barrierefreiheit mehr bedeutet als der ebenerdige Zugang für Rollstuhlfahrer, an den die meisten Normalos als erstes (oder einziges) denken. Barrieren sind überall da, wo Menschen der Zugang zu Wissen, Kultur, Austausch, Arbeit, Erholung oder Orten erschwert wird. Machst du selbst ein Blog, ein Podcast, hast eine Website oder einen Shop? Dann kannst du mithelfen, unser Web zu einem Ort der Inklusion zu machen. Hier findest du Infos darüber, wie du deine Angebote im Web barrierefrei gestalten kannst. Zum Beispiel für Menschen, die keine Bilder erkennen oder deinen Podcast nicht hören können. Das wird auch mein Projekt für die nächste Zeit.

Du hast Fragen, Ideen oder eigene Erfahrungen?

Hast du selbst Fragen zum Thema Barrierefreiheit im Swingerclub? Oder schon eigene Erfahrungen machen müssen? Dann teil das am besten direkt auf www.sexabled.de. Und folg seinem Blog. Es ist sehr gut! Er freut sich auch über Tipps für Etablissements, die mit Rollstuhl zugänglich sind.

Danke an Leidmedien für die Hilfe beim Vokabular zum Thema Behinderung.

Die 6 besten Gründe, einen Swingerclub zu besuchen (ob jetzt mit oder ohne Handicap), findest du übrigens in diesem Blogartikel!


Foto von Yomex Owo via unsplash.com