Als ich nackt den Raum betrete, sind die Männer bereits versammelt.

70 maskierte Gesichter blicken mir erwartungsvoll, interessiert, abschätzend entgegen. Eine testosteronschwitzende Gesellschaft in Abendgarderobe – die Spannung im Raum ist zum Greifen. Auf jedem Quadratzentimeter meiner Haut spüre ich ihre Blicke.

Das besondere an dieser Swingerparty:

Zwischen meinen Heels und dem Halsband trage ich nur blanke Haut. 

Ich weiß, dass sich einige bekannte Gesichter in der Menge befinden, aber so aufgeregt wie ich bin, schlägt die Anonymität voll zu und ich erkenne zunächst niemanden wieder.

Das ist das Konzept der Geheimen Gesellschaft – die Männer bleiben bis Mitternacht maskiert und uniform gekleidet, während die Frauen so viel wie möglich zeigen – und sich (immer im Schutz ihres Partners/Begleiters) den Männern zur Verfügung stellen.

Auf den ersten Blick mag dieses Szenario erniedrigend, herabwürdigend wirken. Das Machtgefälle scheint klar: die Frauen sind das Buffet, von dem die Männer sich nach Belieben bedienen können. Und sicher ist für manche Frau genau dieses Kopfkino das Erregende an der Sache: Beliebig vielen Fremden auf intimste Weise zu Diensten zu sein.

Aber wenn man tiefer blickt, wird schnell klar: hier haben die Frauen die Zügel in der Hand. Wie bei jeder Party dieser Art ist auch hier das oberste Gebot: Gegenseitiges Einvernehmen. Ein Nein ist ein Nein, und wird nicht diskutiert, sondern höflich akzeptiert. Bei Sympathie dagegen reicht ein scheues Lächeln, eine zugewandte Geste, um einen der umstehenden Herren zum Handeln aufzufordern:

Du gefällst mir, komm näher!

Wir Frauen sind die Königinnen – umringt von Männern, die auf unsere Gunst hoffen. Und jeder einzelne dieser Männer kann nur beten, im entscheidenden Moment seine Chance auch nutzen zu können – denn nur wer standfest genug ist, kommt zum Einsatz. Ist hier nicht eher der Mann die Ware, die zu funktionieren hat?

Aber genug philosophiert. Es herrscht eine wertschätzende, respektvolle Atmosphäre – als Frau fühle ich mich einmal mehr auf Händen getragen, wir sind die Stars des Abends. Egal welchen Alters, egal ob schlank oder mollig, mit glänzend roter Mähne oder Kurzhaarschnitt, mit aufwendigem Makeup in Szene gesetzt oder gänzlich ungeschminkt – jede findet an diesem Abend die passenden Gegenparts.

Wie schnell und weit es mit diesen erwählten Herren geht, bestimme ich selbst.

Bei anderen wählt das Paar zusammen aus, bei vielen auch der Mann alleine. Es sind einige dom/sub-Paare da, ein Herr sogar mit gleich zwei folgsamen Sklavinnen, die er an der Leine durch den Club führt und vor-führt. Alles ist Teil der gelebten Fantasien, auf Basis von Freiwilligkeit und vorheriger Absprache untereinander.

Ich bestimme selbst – Und es geht sehr weit. 

Soviel sei gesagt – nach einigen Stunden schlüpfe ich völlig erschöpft und bis über beide Ohren grinsend wieder in mein Kleid. Und das Grinsen, die prickelnde Gänsehaut begleiten mich noch über die folgenden Tage in den Alltag hinein. Genau wie der Stolz über das Wissen, was ich krasses drauf hab: mich nackt vor eine Gruppe Menschen zu stellen, stolz und berührbar.