Letztes Wochenende war ich in einem echten SadoMaso-Studio.

Die Räume laden zum Fantasieren ein: ein detailgetreu eingerichtetes Klassenzimmer mit alten Schulbänken, Lehrerpult und Tafel. Ein weiß gefliester Klinikbereich mit Krankenbetten und Rezeption. Ein ganz in rot gehaltenes, plüschiges Boudoir-Zimmer – mein Lieblingsraum. Dazwischen in den Fluren und Winkeln allerlei Sklavenkäfige, Böcke und Pranger.

Sollte ich mich gegen Spielgeld als Sklavin vorführen und an den Höchstbietenden versteigern lassen? Als ich das erste Mal bei dieser Eventreihe war, habe ich das ausprobiert, und festgestellt, dass das für mich nur in der Fantasie reizvoll war. Mein ‘Käufer’ und ich harmonierten nicht und gingen für den Rest der Party getrennte Wege. Das sparte ich mir diesmal, und nach einer kurzen Aufwärmphase an der Bar zog ich lieber mit meinem Begleiter Neill und einigen Bekannten auf eine der Liegeflächen. Es war reizvoll, im Deckenspiegel gleichzeitig meinen Spielpartner und mich und das Paar neben uns zu sehen.

Am Anfang einer Party mag ich es, als Paar nebeneinander aber mit jeweils Anderen aktiv zu werden. Es macht mich an, Neill beim Liebesspiel zuzusehen. Weil ich ahne, wie es sich für die andere Frau gerade anfühlen muss, was er mit ihr tut. So fühle ich mich in seiner Nähe behütet und aufgehoben, und lasse mich langsam von der Atmosphäre des Abends inspirieren. Mit der Zeit werde ich meistens sicherer und fühle mich auch gut, wenn ich N. mal aus den Augen verliere, weil er in einem der anderen Räume einer Dame Avancen macht. Mittlerweile treffen wir doch fast immer bekannte Gesichter, mit denen ich mich unterhalten oder zur Tat schreiten kann.

Diesmal war mir eher nach Kuscheln als nach wilder Orgie zumute, was hormonelle Gründe hatte. Bei uns Frauen ist das mit dem Zyklus ja ein monatliches Auf und Ab, und der Termin erwischte mich genau in der Talsohle meiner Lust. Nach unserer Einleitung zu viert beschränkte ich mich also auf Gespräche mit Freunden und machte ab und zu mal eine Runde durch die Räume. Blieb hier und da stehen, um zuzusehen, ohne jedoch selbst noch Lust zum Mitmachen zu haben.

Da stand plötzlich J. neben mir, nahm unvermittelt meine Hand und sagte:

“Komm mit, ich zeig Dir was!” 

Eigentlich hatte ich mit dem Abend schon abgeschlossen. Und ich kannte J. kaum. Aber sein fester Griff schlug eine Saite in mir an, die meine Neugier weckte. War das nicht genau der Kitzel, den ich mir wünschte? Er führte mich in einen Raum, in dem eine Freundin gerade mit ihrem Mann und einigen Weiteren spielte. “Schau zu!” forderte er mich auf, während er sich hinter mich stellte und beiläufig seine Hand zwischen meine Beine führte.

Was war es genau, das so plötzlich meine Lust wieder anfachte? Es dauerte keine Minute, da war ich auf den Knien, hatte einen der Herren hinter mir, und J.s festen Griff in meinen Haaren.

“Schau hin, willst Du das?” fragte er mich, während er meinen Kopf in den Nacken zwang. 

Um uns herum hatten sich Zuschauer gesammelt, wo kamen die denn alle noch her, die Party war doch schon fast zu Ende? Ja, ja genau, das war es was ich wollte, neugierige und faszinierte Blicke, und meine Freundin K. und ich mittendrin, ein lustvolles Knäuel aus Körpern und ein letztes Hochschlagen der Flammen bevor der Abend zu Ende geht.

Hände halten
Foto von Ian Dooley (über unsplash.com)

Die Party war an sich nichts Besonderes, ich habe wildere, lustvollere und weit längere erlebt. Aber sie brachte mir etwas Wichtiges wieder ins Bewußtsein:

Einmal mehr ist mir klar geworden, wie sehr ich ungekünstelte Dominanz schätze. 

Kein aufgesetztes Rollenspiel, keinen Bestimmer, der sich in seiner Pose sonnt, während sein Mädchen still und devot zu seinen Füßen zu knien hat.

Stattdessen ein spontanes Ergreifen des Moments und meiner Hand. Und das Aussprechen des Offenkundigen im richtigen Moment. Kein Schauspiel für das Publikum – nur ein leiser, intimer Augenblick zwischen ihm und mir.

Das geht raus an Dich, J. Danke für Deine Hand, und Dein vortreffliches Gefühl für die passenden Worte im richtigen Moment. 

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