Bondage, also die Fesselung mit Seilen, fasziniert mich schon, seitdem ich ein Kind bin. Was als Indianerspiel am Marterpfahl begann, hat als Erwachsene seinen Weg in mein Schlafzimmer gefunden.

Der Umgang mit dem Seil braucht einiges an Wissen und Erfahrung. Nicht nur gilt es die komplexen Knotenfolgen zu erlernen, viel wichtiger noch ist der achtsame Umgang mit dem anderen Körper. Wo verträgt er Druck, wo verlaufen empfindliche Nerven, wie wird die Blutzufuhr gewährleistet…

Den meisten Menschen fehlt dafür die Geduld, daher mussten bisher einfache Knoten reichen. Damit die Hände an die Bettpfosten gebunden und fertig. Außerdem war Bondage immer nur eine Würze zum Sex, ohne den das ganze Spiel für mich nicht denkbar war.

Denn diese bdsm play-sessions ohne Sex habe ich nie verstanden. 

Bis zu meiner ersten richtigen Bondage Erfahrung.

Innerhalb weniger Minuten hatte er mich zu einem Paket verschnürt. Die Arme hinter dem Rücken, Seile um Hüfte und Oberschenkel, versuche ich auf einem Fuß das Gleichgewicht zu halten, meine aufrechte Würde zu bewahren. Es geht so schnell, dass mein Kopf kaum mit dem Denken hinterherkommt. Und ich stattdessen spüre, wie es regelrecht einen Schalter in mir umlegt: der Moment, ab dem ich mich nicht mehr wehre, sondern nachgebe. Aufgebe. Mich einfach in die Seile fallenlasse. Und etwas Faszinierendes passiert – ich falle nicht, sondern werde gehalten vom Seil.

“Na, jetzt hängst Du da.”

Klarer kann ein Machtgefälle kaum deutlich werden. Er gibt mir einen Schubs, und ich schaukle. Kann mich dem nur hingeben, weil Arme und Beine an ihrem Platz fixiert sind. Er tritt mich an die Hüfte. Eine leichte, zarte Berührung, die trotzdem deutlich macht: ich hab hier nichts mehr zu melden.   Ich verliere das Gefühl für die Zeit.
Keine Ahnung, wie lang ich hänge, es muss sehr kurz sein. Als er das Seil löst und ich mich auf dem Boden in seine Arme zurücklehne, kommen mir die Tränen. Es ist, als habe sich mit dem Seil auch ein Knoten in mir selbst gelöst. Ich fühle mich erleichtert – und sehr wohl.

Der Bondage-Meister ist ein Fremder – und doch sind wir uns so nah.

Viel Zeit bleibt mir nicht. In diesem Moment der Verletzlichkeit und Weichheit setzt er das Seil neu an, und ich lasse es geschehen. Mein Vertrauen ist grenzenlos.    Er umbindet meinen linken Fuß, mein linkes Bein – so hart und fest, dass ich nicht darauf stehen kann, als er mich hochzieht. Ich taumle auf einem Fuß und halte mich an der Bambusstange über meinen Kopf fest. Sichtlich genießt er meine Hilflosigkeit. Ein leichter Schlag ins Gesicht lässt mich nach Luft schnappen. Und mit meinem Atem geht auch seiner schneller.

Ein Wechselspiel, das meine Erregung durch die Decke treibt. 

Und mein Körper gibt mir deutliche Signale, dass ich das alles erregend finde. Ohne bisher ein einziges Mal an Titten oder Pussy berührt worden sein, tropfe ich vor Lust. 

Er lässt mich breit knien, streift das Seil erst sacht über meinen Hals, beobachtet meine Reaktion. Kurz darauf finde ich mich mit Seil über Hals, Mund – und Augen wieder. Alle übrigen Sinne sind jetzt geschärft, und ich habe keine Ahnung was er vorhat, bis ich das Feuerzeug höre. Oh bitte, denke ich, ich bin keine Masochistin – Kerzenwachs?! Da spüre ich es schon auf meine Haut tropfen, erst eiskalt, dann in seiner eigentlichen Hitze. Auf meine Oberschenkel. Brust. Fußsohlen.

Und dann wird es warm zwischen meinen Beinen.

In diesem Moment werde ich ganz ruhig. Denn ich vertraue ihm. Er wird mir nichts antun. So genieße ich die Wärme der Flamme zwischen meinen Beinen, mal fern und nur eine Ahnung, mal nah und heiß.   

So habe ich mich noch nie ausgeliefert. Und fühle mich doch ganz und gar nicht ausgeliefert, sondern wunderbar geborgen und aufgehoben. Geführt und umsorgt. Er hat meine volle Aufmerksamkeit, und ich habe seine. Die Zeit steht still, bis er mir die Fesseln ein letztes Mal löst und mich in den Arm nimmt. Und ich wie ein Schlosshund zu weinen beginne, ohne zu wissen wieso.

Ich fühle eine unendliche Erleichterung.

Und eine Befriedigung, so dermaßen tief – ein Orgasmus wäre nichts dagegen. Diese Ruhe und Befriedung hält mehrere Tage an, und mir wird im Nachgang bewusst, wie sehr ich mich nach so einer tiefen Begegnung gesehnt habe. Auch nach den reinigenden Tränen gesehnt habe. In diesen Stunden hat sich nicht nur ein Knoten in mir gelöst, sondern offenbar ein ganzes Geflecht von… ja, von was auch immer. Ich finde es nicht wichtig, dem auf den Grund zu gehen, Worte dafür zu finden. Sondern nehme es einfach dankbar an. Und bin gespannt, wie lange diese Befriedigung anhält – bis ich wieder hängen darf…