Das erste und letzte Mal mit einer Frau zusammen war ich vor 20 Jahren. Ich war 18, sie Anfang 20, wir hatten uns in einer schwierigen Phase unserer beider Leben kennengelernt und uns gegenseitig unterstützt. In diesem heißen Sommer verbrachten wir unsere Tage und Nächte zusammen als gäbe es keine Zeit, keinen Terminkalender, keine Verpflichtungen. Wir lebten im Schwebezustand zwischen Schule und Studium, in diesem Paralleluniversum, in dem uns alles möglich erschien und nichts notwendig.

Außer zarten Küssen, warmen Umarmungen und Nächten unter freiem Himmel. Eine Liebe, die keine Zukunft hatte, als der Herbst kam und mit ihm Studienbeginn, Ausbildungsvertrag, Umzug. Einen Sommer lang hatten wir nur im Moment gelebt und waren satt vom Leben. Unser Weg trennte sich und der Alltag begann wieder.

Laut einer Studie haben 80% aller Frauen bisexuelle Erfahrungen. 

Satt zu sein ist ein erstrebenswerter Zustand, den die Natur uns in die Gene geschrieben hat. Um satt zu werden, bedarf es wenig. Aber genauso wie einseitige Ernährung langfristig zu Mangelerscheinungen führt, so verspürte auch ich in meinem Leben einen zunehmenden Mangel.

All meine Beziehungen hatte ich seit diesem einen besonderen Sommer nur noch zu Männern. Einige davon fordernd und verletzend, eine andere dafür lang und wohltuend. Dennoch sehnte ich mich zunehmend nach Abwechslung im Speiseplan.

Stell dir vor, du bekommst jeden Tag dein Leibgericht serviert. Schmeckt es dir nach ein paar Jahren noch genauso gut wie am ersten Tag?

In meinen Fantasien tauchten immer öfter weibliche Protagonistinnen auf. Mal hatte ich dabei den aktiven, mal den passiven Part, aber immer waren wir dabei zu dritt mit einem Mann. Ich sehnte mich zurück zu den zarten Küssen, dem weichen Flaum auf der Oberlippe, der warmen Haut einer Frau.

Wirklich eingestehen konnte ich es mir aber nicht. Der Traum schob sich auf meine Kopfkinoleinwand, wenn ich zum Orgasmus kommen wollte. Aber so schnell wie ich danach den Vibrator wieder in die Schublade schmiss und zur Tagesordnung überging, so wenig gestand ich mir in klarem Zustand diese Sehnsucht ein.

Alles änderte sich bei einer Tantramassage in Hamburg.

Mein Freund und ich hatten gerade den Mut gefasst, fremde Körper in unser Leben zu lassen. Eine Tantramassage erschien uns als adäquate Möglichkeit, erstmals nach vielen Jahren Monogamie fremde Nähe zu erfahren. So buchten wir gleichzeitige aber getrennte Termine in einem Tantrastudio in Hamburg. Wir verabschiedeten uns vor den Behandlungszimmern und zogen uns jeweils mit unserer Tantra-Therapeutin zurück.

Ich bin ein rationaler Mensch, aber manchmal fällt es mir schwer, an Zufälle zu glauben. Die Tantra-Therapeutin passte zu mir wie die Faust aufs Auge. Sie war zart und beweglich, eine gutaussehende blonde Erscheinung – kurz: Der Typ Frau, der mich sonst mit seiner Attraktivität eher einschüchtert und auf Distanz hält. Und sie war genau wie ich nackt mit einem dünnen Baumwolltuch um ihre Hüften.

Während ich auf einem gewärmten Futon auf dem Boden lag, begann sie, sich mit vorsichtigen aber zielgerichteten Gesten meinem Körper zu nähern. Ihre Berührungen waren wie ein höfliches Anklopfen an die Tür eines fremden Zuhauses. Und wer würde solch einem höflichen Gast nicht bereitwillig die Tür öffnen?

Die Tantramassage erinnerte mich an meine bisexuelle Neigung.
Ich erinnere mich an einen Moment, in dem sie hinter mir saß und mich in ihrer Umarmung hielt, leise zur Musik mitsummend und mich sanft an ihrer Brust wiegend wie eine Mutter ihr Kind. Und ich bekomme beim Schreiben Gänsehaut, denn so angenommen und behütet hatte ich mich seit der Kindheit nicht mehr gefühlt.

Ich spürte eine völlige Akzeptanz, ein absolutes „Du bist gut, wie du bist“. Wir kannten von einander nicht mehr als unsere Vornamen, aber in diesem Moment war der Zauber einer allumfassenden Liebe im Raum. Ich konnte nicht anders, als wie ein Schlosshund zu heulen, die Tränen brachen sich einfach ihren Weg. Diese absichtslose Nähe zu einem anderen weiblichen Körper hatte einen Knoten in mir gelöst, dessen Existenz ich nicht einmal geahnt hatte.

Dieses Erlebnis ist jetzt 15 Monate her, aber erst jetzt schaffe ich es, davon zu erzählen. Ich verließ das Tantrastudio auf federleichten Füßen. Wenige Zeit danach hatte ich die ersten Dates und Begegnungen im Rahmen unserer offenen Beziehung. Alles schien mit einem Mal wieder leicht und möglich, wie in diesem Sommer vor 20 Jahren.

Im Rückblick bin ich überzeugt davon, dass erst diese Tantrabehandlung es möglich gemacht hat, mich neuen Menschen zu öffnen und Zugang zu meiner lange blockierten sexuellen Kraft zu finden. Wo ich beim Sex vorher jedes Mal Schmerzen verspürt hatte, öffnete sich mein Körper mit einem Mal bereitwillig. Ich verspürte wieder Lust und hatte so viel nachzuholen.

Seitdem ist die körperliche Nähe zu anderen Frauen etwas geworden, auf das ich nicht mehr verzichten möchte. Mein heutiger Partner und ich besuchen regelmäßig Swingerclubs, so ergibt sich immer wieder mal die Gelegenheit dazu. Wir lernen Paare oder Solofrauen kennen oder treffen Menschen wieder, die mittlerweile auch im ‚normalen Leben‘ zu Freunden geworden sind.

(Lies mehr über die Nacht zu viert mit einem anderen Paar in diesem Blogpost!)

Manchmal bleibt es bei einer Berührung an der Schulter, einem Lecken und Knabbern an weichen Brüsten oder einem flüchtigen Kuss. Manchmal finden wir auch in tieferen Körperregionen zueinander. Aber immer ist da dieses Gefühl, bedingungslos angenommen zu sein, auf diese absichtslose Art, wie ich es bisher fast nur mit Frauen erlebt habe.

Kennst du diese Lust auf andere Frauen?Ich behaupte, dass die Lust auf Nähe unter Frauen etwas ganz Natürliches ist, dass diese Nähe für manche Menschen vielleicht sogar wichtig ist, um sich ganz fühlen zu können. Den Sex mit meinem Freund kann ich seither viel entspannter genießen. Ich bin mehr anwesend, wenn wir miteinander schlafen, weil die Fantasie zur Realität geworden ist und so ihre Macht verloren hat.

Ergibt sich dann die Nähe zu einer Frau bei einem Date oder einem Clubbesuch, nehme ich sie an wie ein kostbares Geschenk. Kostbar weil ich weiß, dass das Ausleben dieser Fantasien nichts Selbstverständliches ist. Starre Beziehungsmodelle und Treue-Begriffe hindern viele Menschen daran, sich ihre Sehnsüchte einzugestehen. Sie zu unterdrücken macht aber starr und unbeweglich. Es gibt diesen Fantasien eine Macht über deine Gedanken, die dich daran hindern kann, das echte Leben wahrzunehmen. Am Ende stellst du womöglich fest, dass du weder deine Fantasien umgesetzt hast, noch deine realen Erlebnisse vollständig auskosten konntest.

Stichwort Tantra

Was ist Tantra und wie finde ich eine/n guten Tantra-Therapeutin/en?   Tantra wie wir es im Westen heute kennen ist die rituelle Kunst der Berührung. Tantramassagen können einem mehrstündigen choreographierten Berührungsablauf folgen. Davon kann der/die Therapeut/in abweichen, wenn er/sie den individuellen Bedarf verspürt. Die Berührung des Genitalbereichs kann Teil des Rituals sein, muss aber nicht. Eins haben alle Tantramassagen gemeinsam: die Berührung findet nur in eine Richtung statt, der/die Kunde/Kundin bleibt passiv und empfängt.    Anbieter mit zertifizierter Tantra-Ausbildung findest Du bei www.trustedbodywork.com

Wie finde ich Kontakt zu anderen Bi-Frauen?

Wie finde ich Kontakt zu Bi-Frauen? Frauen mit einer Neugierde auf andere Frauen zu finden ist gar nicht so schwer. In einem Swingerclub zum Beispiel kommt man leicht mit anderen Frauen oder Paaren in Kontakt. Was einem der Besuch im Swingerclub sonst noch bringt und wie man es als Anfänger anstellt, schreibe ich in meinem Buch “Die Swinger-Bibel“)

Auch über Flirtportale im Internet kann man Kontakt zu anderen Frauen mit Bi-Neigung knüpfen. Dafür musst du dir gar nicht sicher sein, ob du nun bi bist oder nicht. Letztlich sind das nur Etiketten, die das Profilmatching erleichtern. Sei neugierig, hab Mut, probier dich aus! Es ist in keinem Alter zu spät dafür. Sei wie Pippi Langstrumpf, die der festen Überzeugung ist:

Das habe ich noch nie ausprobiert, also bin ich völlig sicher, dass ich es kann!

Pippi Langstrumpf