Sophia’s Bar. Er ist schon da. Wir begegnen uns, und es ist vom ersten Augenblick an magnetisch. Das erste Mal nach 15 Jahren einem anderen Mann näherkommen. Einem anderen als meinem Freund. An Sex beim ersten Date verschwende ich da noch keinen Gedanken. Will einfach nur mal sehen was passiert. Vielleicht berühren, vielleicht küssen. Aber mehr?

Mein erstes Date! Dass es mit Sex endet, ahne ich da noch nicht.

Einmal tief durchatmen, allen Mut zusammennehmen, und dann den Anstandsabstand mit voller Absicht übertreten. Sich an die Nähe eines neuen Menschen herantasten: die Hand, das Knie berühren, mit den Fingern sachte den Nacken entlang streicheln. Im Kopf schon eine unerhörte Ahnung davon, wie es weitergehen wird.

Der Geruch fremder Haut, ein erster Kuss, dabei ungläubig geöffnete Augen. Und die stillschweigende Übereinkunft zwischen zwei Menschen, dass es noch an diesem Abend mehr sein soll, mehr sein muss. Sex beim ersten Date? Ja, bitte!

Für den Weg ins Stundenhotel alle Selbstbeherrschung aufbieten. Ein oberflächliches Funktionieren, jetzt einfach einen Fuß vor den anderen setzen, dabei bloß nicht über die eigenen Füße stolpern. Und um Himmels willen so tun, als sei das alles ganz normal. Mit einem fremden Mann ins Hotel fahren, um Sex mit ihm zu haben. Für viele andere ist es das offenbar – völlig normal. Denn wir bekommen an diesem Mittwochabend das letzte freie Zimmer im Stundenhotel.   

Lotta Frei über Sex beim ersten Date

Und dann, endlich, schließt sich die Tür hinter uns – und wir sind allein.

Unsere Körper finden sich magnetisch. Mir schaudert kurz dabei, mich das erste Mal einem neuen Menschen zu zeigen. Mich neuen Augen darzubieten, mich in fremde Hände zu begeben. Hände, die auf andere Art zupacken, fühlen und duften. Das Begehren in den Augen des anderen zu sehen, und staunend zu begreifen: es gilt mir!

Dass dieser fremde Mensch voller Konzentration, mit all seinen Sinnen hier bei mir ist, womöglich genauso aufgeregt wie ich: Das raubt kurz mir die Sinne und lässt mich erschauern.

Dabei lasse ich langsam den Kopf los und übergebe die Führung meinem Körper, der diesem Menschen solche (Vor-) Freude zu bereiten scheint. Und diese Freude, diese Wertschätzung scheint sich durch die Augen und Hände des anderen zu mir zurückzuspiegeln und auf meine Selbstwahrnehmung zu übertragen.

An der Decke über dem Bett hängt ein riesiger Spiegel, in dem ich die Szenerie wie eine Zuschauerin betrachte. Ich sehe darin eine Frau, die sich selbstvergessen ihrer Lust hingibt. Und ich weiß: ich setze gerade den Schritt durch eine Tür, die mir immer schon offenstand. In eine Freiheit, die ab jetzt und für immer Teil meines Lebens sein soll. Die Freiheit, mein Begehren ernst zu nehmen. Meine Lust nicht als irritierende körperliche Randerscheinung zu sehen, sondern als gleichberechtigten Part meiner Persönlichkeit.  

Als Ausdrucksmittel meiner Seele.

Und zwischen unserem Atem höre ich das zufriedene Klicken der Tür, die hinter mir ins Schloss fällt.

Es folgen viele weitere prickelnde und atemraubende Erlebnisse. Eins der nächsten Dates in der offenen Beziehung beschreibe ich hier: “Küss mich, Fremder!”

Wusstest du, dass auch ganz normale Hotels ihre Zimmer oft stundenweise vermieten? Zum Beispiel gestaffelt für 3 oder 6 Stunden. Auf www.byhours.com kannst du sie finden und gleich buchen.